Das Toms Tourney im belgischen Brügge gehört mittlerweile zu den absoluten Highlights im kontinentaleuropäischen Ultimate Frisbee – bereits zum 25. Mal wurde im Mai 2017 das Turnier, das dieses Jahr 60 Club-Teams aus zahlreichen europäischen Ländern (u.a. Italien, Frankreich, Schweiz, Russland, Niederlande, England, Österreich, Dänemark, Schweden und Deutschland) angezogen hat, ausgetragen.

Für das Münchner Ultimate-Frisbee-Herrenteam MUC war es nach dem erfolgreichen Saisonauftakt in Winterthur/Schweiz, wo beim Sky Bowl ein zweiter Platz eingefahren werden konnte, bereits die zweite Nagelprobe in der noch jungen Saison. Bereits im Vorjahr hatte das Münchner Team mit einer sehr kleinen Anzahl an Spielern (ESV aktuell berichtete) in Brügge einen starken Eindruck hinterlassen und in der Eliteklasse den 7. Platz belegt. Doch die Voranalyse der Coaches zeigte: das Teilnehmerfeld war in diesem Jahr deutlich stärker zu bewerten, und so war das Team zunächst mit keiner offiziellen Zielsetzung ins Turnier gestartet.

Tag 1 – spielerisch mit Luft nach oben

Der Elitepool mit den stärksten Herrenteams des Turniers bestand aus insgesamt 24 Teams, die zunächst in sechs Viererpools aufgeteilt wurden. Im, wie schon erwähnt, hochklassig besetzten Teilnehmerfeld fanden sich neben den Münchnern auch weitere deutsche Erstligateams, unter anderem die Teams aus Aachen und Berlin sowie die Spielergemeinschaft aus Franken. MUC bekam es in der Vorrunde mit dem Vorjahresfinalisten CUSB La Fotta aus Bologna, (gegen diesen Gegner hatten die Münchner im Vorjahr zwei Mal im Turnierverlauf verloren), den Innsiders aus Kundl bei Innsbruck sowie einem noch weitestgehend unbekannten Team namens Force Elektro aus dem niederländischen Delft zu tun. Gegen letztere wurde auch das Auftaktspiel bestritten, und dies äußerst erfolgreich: nach guter Verteidigung und konsequenter Offenseleistung konnten die Niederländer deutlich mit 14:3 besiegt werden – der hohe Punktabstand sollte sich später als noch äußerst wichtig erweisen. Im Spiel gegen die Innsiders waren die Münchner hingegen möglicherweise mit den Köpfen nach dem hohen Auftaktsieg zu Spielbeginn nicht genug im Spiel: 6:10 hieß es gegen die Österreicher. Und auch gegen Bologna kamen die Münchner Herren nie richtig in die Gänge, die Italiener überzeugten mit körperlicher Fitness, starken Würfen sowie taktischer Disziplin und gewannen mit 11:6. Nun war Daumendrücken angesagt: Als Pooldritter konnte man sich nur mit einer guten Punktdifferenz in die Zwischenpools retten. Wie sich herausstellen sollte, war die Punktedifferenz der Münchner um einen einzigen Zähler besser als die des Aachener Teams in einem anderen Pool, und so konnten die Münchner glücklich in die Zwischenrunde einziehen.

Das Fazit des ersten Turniertags fiel sehr gemischt aus: Erleichterung, noch immer im Rennen zu sein auf der einen Seite, leichte Enttäuschung über die mangelnde spielerische Leistung auf der anderen Seite.

Tag 2: Besinnen auf die eigenen Stärken 

Am zweiten Tag sollte alles besser kommen: gegen den amtierenden französischen Meister Iznogood spielen die Münchner zwar auch kein Parade-Frisbee, überzeugten aber kämpferisch und spielten deutlich disziplinierter als am Vortag. So gelang im Zwischenpool direkt ein erster, wichtiger Sieg, 9:7 war das Endergebnis des ersten Samstag-Spiels. Der nächste Gegner waren wieder die Spieler von CUBS La Fotta aus Bologna – hier verkaufte sich das Team von MUC zwar deutlich stärker als noch am Vortag, dennoch musste das Spiel mit 8:10 verloren gegeben werden. Nun kam alles auf das letzte Spiel an: gegen die Crazy Dogs aus Stans (Innerschweiz) war ein Sieg Pflicht. Die Schweizer hatten gegen Iznogood und La Fotta jeweils hoch verloren, zeigten aber Kampfeswillen und gingen gegen leicht überrumpelte Münchner schnell mit mehreren Punkten in Führung. Mit großer mentaler Stärke kämpfte sich die Münchner Defence-Line wieder heran und mit dem letzten Punkt gelang schließlich der Sieg zum 9:8 – gleichbedeutend mit dem Einzug ins Viertelfinale, genau wie im Vorjahr.

Dort wartete das aufstrebende Team von KFK aus Kopenhagen in Dänemark – das junge skandinavische Team hatte bereits einige ambitionierte Teams geschlagen und erschien als äußerst starker Gegner mit großer Physis. Doch die Münchner zeigten von Anfang an absoluten Siegeswillen, hatten eine fast fehlerfreie Offence-Line auf dem Feld, und die Defence-Line zwang die Dänen immer wieder zu Fehlern und konnte ihrerseits bereits früh im Spiel punkten. So sprang am Ende ein relativ souveräner Sieg heraus, und München löste so das – vor dem Turnierbeginn und insbesondere nach dem ersten Turniertag in weiter Ferne scheinende – Halbfinalticket!

Tag 3: Finale! 

Am Sonntag, dem dritten Turniertag, war dann das Halbfinalspiel angesetzt – sicherlich hatten viele der Münchner Spieler ihre Erwartungen zum jetzigen Zeitpunkt schon übererfüllt, aber nun, da man schon so weit gekommen war, wollte das Team natürlich auch gemeinsam den nächsten Schritt gehen, und das gegen die Mooncatchers aus Brüssel. In einem sehr ausgeglichenen Spiel, in dem die Belgier die meiste Zeit knapp in Führung lagen, gelang erst gegen Ende des Spiels die entscheidende Wende. Mit ein wenig Glück und viel Einsatz gelang der Punkt zum 9:8 und damit der völlig überraschende Finaleinzug bei diesem europäischen Großereignis. Dort wartete zum dritten Mal in diesem Turnier das Team von La Fotta / Bologna auf das Münchner ESV-Team. MUC spielte engagiert und couragiert, hatte ein wenig Pech und auch einige etwas überstürzte Aktionen, die die Italiener eiskalt ausnutzten. So hatten sich letztere gleich zu Beginn des Spiels einen relativ komfortablen Vorsprung herausgespielt. Zwar konnte München immer wieder Spitzen setzen und eroberte die Scheibe mit guten Aktionen bzw. erzielte auch durch schöne Spielzüge eigene Punkte. Dennoch mussten die Münchner nach einem sehr fairen und sehenswerten Spiel den Italienern zum wohlverdienten Turniersieg gratulieren – Endstand war 15:9.

Fazit

Dennoch konnte das Team um Kapitän Michael Remy hoch erhobenen Kopfes die Rückreise nach München antreten, wohl wissend, dass die Einstellung im Team stimmt und viele Dinge im Turnierverlauf entscheidend verbessert werden konnten – aber eben auch, dass es noch Luft zur absoluten europäischen Spitze gibt und in vielen Trainingseinheiten in den kommenden Wochen und Monaten noch die nächsten Schritte erarbeitet werden müssen, um die hochgesteckten Saisonziele zu erreichen.